Die Fassade ist maßgeblich für den ersten Eindruck verantwortlich, den ein Haus macht. Doch eine Fassade muss nicht nur optisch was hermachen: Längst ist sie Teil der energetischen Gebäudehülle und zumindest bei Neubauten ein ausgeklügeltes Konstrukt aus Mauerwerk, Dämmung, Putz und Farbe. Bei modernen Fassadensystemen sind alle aufeinandergeschichteten Komponenten sorgfältig auf einander abgestimmt, so dass in Summe der Eigenschaften der einzelnen Materialien optische, statische, bauphysikalische und energetische Anforderungen, wie sie auch von den aktuellen Gesetzen vorgeschrieben werden, erfüllt werden. Von all der Funktionalität sieht man von außen nichts - außer der Fassadenfarbe. Sie bildet die äußerste Schicht des Fassadensystems, die direkt Sonne, Wind und Wetter mit Regen, Schnee, Hitze und Frost ausgesetzt ist. Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, was eine moderne Fassadenfarbe ausmacht, welche Farbentypen es gibt und worauf Sie bei deren Verwendung achten müssen.
Allgemeine Anforderungen an Farben für Außenfassaden
Ein frischer Farbanstrich der Fassade sieht nicht nur gut aus, sondern schützt auch die Bausubstanz. (Foto: energie-experten.org)Ein frischer Farbanstrich der Fassade sieht nicht nur gut aus, sondern schützt auch die Bausubstanz. (Foto: energie-experten.org)
Eine Fassadenfarbe soll heutzutage einer ganzen Reihe von Anforderungen genügen, darunter:
Deckkraft, Farbtonstabilität, Verschmutzungsresistenz und Schadstofffreiheit.
Die möglichst hohe Deckkraft einer Fassadenfarbe ergibt sich aus der ausreichenden Pigmentierung der Farbe. Ein Produkt, das gut deckt, spart Ihnen Aufwand, Zeit und Kosten, denn Sie müssen nicht mehrere Male damit streichen (Stichwort: Mehrfachanstriche entfallen), um die gewünschte Deckkraft zu erreichen. Die Deckkraft gehört heutzutage wie die anderen genannten Eigenschaften der Fassadenfarbe zu den Standardleistungen.
Wollen Sie Fassadenfarbe kaufen, sollten Sie zudem darauf achten, dass sich die Farbe ansatzfrei aufbringen lässt. Mit den zunehmend glatt gespachtelten Oberflächen der Fassaden rückt diese Anforderung mehr denn je in den Fokus: Auf glatten Oberflächen bilden die einzelnen Walzenbahnen schlimmstenfalls hässliche Schatten, die aus dem Farbauftrag resultieren. Die Sichtbarkeit der Farbansätze wird von Beleuchtungsanlagen, die die Fassade indirekt beleuchten, und Streiflicht, das aus den teilweise geschosshohen Fenstern fällt, noch verstärkt.
Überblick über die wichtigsten Farbentypen für die Fassade
Dispersionsfarben
Die neue „HausFarbe“ von Südwest ist eine Dispersionsfarbe mit hohem Reinacrylat-Bindemittelanteil, lässt sich auf allen Untergründen auftragen und beugt durch einen Filmkonservierer Algen- und Pilzbefall vor. (Foto: Südwest)Die neue „HausFarbe“ von Südwest ist eine Dispersionsfarbe mit hohem Reinacrylat-Bindemittelanteil, lässt sich auf allen Untergründen auftragen und beugt durch einen Filmkonservierer Algen- und Pilzbefall vor. (Foto: Südwest)
Dispersionsfarben, im allgemeinen Sprachgebrauch mittlerweile auch Kunstharzdispersionsfarben genannt, sind aus vielerlei Gründen beliebt: Sie lassen sich leicht verarbeiten und sind vergleichsweise günstig. Dispersionsfarben auf Kunststoffbasis sind zähflüssig, die zähe Konsistenz ergibt sich aus der Zusammensetzung der Farben: Sie bestehen aus einer sogenannten Dispersion aus Füllstoffen, Großteils handelt es sich dabei um eine Art Emulsion, Binde- und Lösungsmitteln, Pigmenten und Zusätzen. Die meisten käuflichen Fassadenfarben sind Dispersionsfarben, entweder auf Basis von Acrylharz oder Kunstharz, die in der Farbe als Bindemittel (Binder) agieren. Nach dem Trocknen der Farbe bildet sich ein feiner Film auf der Fassade.
Da farbige Pigmente gut aufgenommen werden, eignen sich die Dispersionsfarben auf Kunststoffbasis sehr gut für farbige Fassadenanstriche. Die Farben werden entweder werkseitig abgetönt oder direkt im Fachmarkt beziehungsweise Baumarkt für Sie zusammengemischt. Beim Kauf individuell abgetönter Farben müssen Sie meist eine Mindestmenge abnehmen.
Abzugrenzen von den Kunstharzdispersionsfarben sind sogenannte natürliche Dispersionsfarben beziehungsweise Naturdispersionsanstriche auf Basis natürlicher Zutaten wie Pflanzenölen (Leinöl, Rizinusöl). Typisch für diese Farben ist der Geruch, den das enthaltene natürliche Öl verströmt. Nach einiger Zeit verflüchtigt er sich von selbst, je mehr man Lüftet, desto schneller hat er sich verzogen. Naturdispersionsanstriche für die Fassade sind meist teurer als Kunstharzdispersionsfarben.
Geregelt werden die Dispersionsfarben für die Fassade (Außenbereich) unter anderem in der Norm DIN EN 1062
Silikatfarben
Traditionelle Silikatfarben, die man gemäß dem in ihnen steckenden Bindemittel (flüssiges Kalium-Silikat, so genanntes Kali-Wasserglas) auch Wasserglas-Farben nennt, sind Mineralfarben. Silikatfarben wirken wie eine starke Base und enthalten keine organischen Bestandteile. Organismen wie Algen und Pilze finden in ihnen keine Nährstoffe und siedeln sich dort nur ungern an. Ein Vorteil, der besonders an der Fassade zum Tragen kommt! Silikatfarben eignen sich optimal zum Anstrich zementgebundener und poröser Untergründe. Auch auf Klinker, Ziegelstein und Faserzement haften und decken sie gut.
Silikatfarben verbinden sich mit dem Untergrund, ein Prozess, den man im Fachjargon „Verkieselung“ nennt. Als weitere positive Eigenschaften von Silikatfarben für die Fassade sind zu nennen: Ihre Diffusionsoffenheit, auf der ihre Wasserdampfdurchlässigkeit beruht, und ihre Widerstandsfähigkeit gegen säurehaltige Schadstoffe. Silikatfarben fallen mit sattfarbigen Anstrichen auf, wobei die Auswahl der mischbaren Farbtöne von der Verfügbarkeit wasserglasbeständiger Pigmente begrenzt wird. Die Farbauswahl ist hier deutlich geringer als bei Dispersionsfarben auf Kunststoffbasis. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Sie Silikatfarben problemlos überstreichen können - auch mehrfach.
Man unterscheidet Silikatfarben in reine Silikatfarben auf Kali-Wasserglas-Basis (erste Qualitätsstufe) und Dispersions-Silikatfarben (zweite Qualitätsstufe). Die Dispersions-Silikatfarben nehmen weniger Flüssigkeit auf, als die reinen Silikatfarben und mindern so das Risiko der Durchfeuchtung der Fassade.
Kalkfarben
Kalkfarben sind ein Klassiker unter den Fassadenfarben. Auf dem Land waren die Farben auf Basis von gelöschtem Kalk einst gang und gäbe: zum Beispiel zum Tünchen der Bauernhäuser, Ställe und Scheunen. Für das Streichen von modernen, optimal gedämmten und womöglich mehrschichtigen Fassaden sind die Kalkfarben eher ungeeignet. Meist kommen sie heute nur noch bei der Fassadensanierung und im Denkmalschutz zum Einsatz. Kalkfarben sind alkalisch und infolge dessen desinfizierend. Man spricht ihnen eine hohe Atmungsaktivität zu und außerdem punkten sie mit einer guten Ökobilanz. Als Nachteil kann man Kalkfarben ankreiden, dass sie keine große Farbintensität besitzen, pastellige Farbtöne sind daher typisch für Kalkfarben. Bringt man Kalkfarben auf noch feuchtem Kalkputz auf, können sie dort langsam trocknen und bleiben besonders gut haften. Wer die Fassade kalken will, streicht mit sogenannter Kalkmilch vor und legt dann zwei bis drei Anstriche nach. Für eine bessere Wischbeständigkeit der gekalkten Fassade sorgen Zugaben von Kochsalz, Leinöl oder Quark, die man unter die Kalkfarbe mischt.
Polymerisatharzfarben
Sogenannte Polymerisatharzfarben sind Fassadenfarben auf Lösemittelbasis, als Binder fungiert Großteils Acrylharz. Aus diesem Grund sind die Farben nicht geeignet zum Auftrag auf Leicht- und Wärmedämmputz, der Polystyrol (Handelsmarke: Styropor) enthält. Besonders gut haften Polymerisatharzfarben dafür auf mineralischem Putz, Ziegelmauerwerk, Beton und Dispersionsfarbenanstrich. Beim Auftrag dringen die Polymerisatharzfarben tief in den Untergrund ein (penetrieren ihn) und festigen ihn dabei. Sie bilden infolgedessen eine starke Verbindung. Gut zu wissen Da die Polymerisatharzfarben ohne Wasser angerührt werden, kann man sie auch auf Winterbaustellen verarbeiten, ohne mit Frostschäden rechnen zu müssen. Siliconharzfarben maxit solaren ist eine Siliconharzfassadenfarbe, die hilft, Fassadenrisse von bis zu 0,5 Millimetern auszugleichen und die Wandtemperaturen durch Hohlglaskugeln zu regulieren. (Foto: Franken Maxit, Azendorf)maxit solaren ist eine Siliconharzfassadenfarbe, die hilft, Fassadenrisse von bis zu 0,5 Millimetern auszugleichen und die Wandtemperaturen durch Hohlglaskugeln zu regulieren. (Foto: Franken Maxit, Azendorf)
Siliconharzfarben (auch Silikonfarben genannt) gelten qualitativ betrachtet als Oberklasse der Fassadenfarben. Als Binder kommt reines Silicium zum Einsatz. Siliconharzfarben sind sehr diffusionsoffen, so dass Feuchtigkeit aus der Fassadenkonstruktion gut austreten kann. Zugleich weisen die Fassadenfarben Wasser sehr gut von außen ab. Im Anstrich sind die Siliconharzfarben sehr gleichmäßig. Empfohlen werden die Farben aufgrund der genannten Eigenschaften insbesondere für Wetterseiten von Gebäuden.